Bangen und hoffen

Mistel im Schnee

Bart Maris

Weltgeschehnisse lassen uns bangen,
machen Angst vor dem, was noch kommen mag.
Unsicher, instabil, wo finden wir Halt,
wo bleibt das Individuum,
wo die Gemeinschaft?

Was einst undenkbar war, lassen wir jetzt mit uns geschehen,
das eigene Urteil getrübt, düster, eingeschüchtert,
entschiedener Handlungswille gelähmt,
Verantwortungsbewusstsein und Lebenssinn genommen.
Sind wir jetzt machtlos und folgsam oder krebskrank geworden?

Krebszellen, ohne eigene individuelle Gestalt, instabil,
ohne Aufgabe, ohne Sinn,
nicht dem Ganzen dienend,
das Immunsystem lässt es lahm geschehen,
ungebremst zerfällt am Ende die Gestalt.

Zauberhafte Mistel, du da oben im Baum!
Treu behältst du in Ruhe Form und Gestalt
Im Kern besitzt du die größte Beständigkeit,
Sommer und Winter bist du dem Licht sinnvoll ausgesetzt,
du liebst den Baum, der dich trägt und dir gerne dient.

Du Mistel, heilsam bei Krebs,
immunstimulierend, individualisierend,
du befeuerst den Lebenssinn,
trägst gestaltendes Licht hinein,
stabilisierst den Wesenskern.

Was brauchen wir heute anderes
als wärmende Kraft, leuchtendes Urteil,
individuell und gemeinsam,
Verantwortung für das, was kommt,
in die Welt tragen.

So kannst du, lichtexponierte Mistel,
uns Vorbild werden,
uns Wärme schenken,
vertrauend auf den eignen Ursprung,
Hoffnung tragend in die Zukunft.

Dr. med. Bart Maris ist Arzt für Frauenheilkunde und Autor des Buches
Besinnung finden im Leben mit Krebs.

Über den Autor / die Autorin

Gastautor