Das Gold der Bienen

Foto: Damien Tupinier/unsplash

Honigbienen bereiten sich im Juli schon auf den Winter vor und legen weiterhin fleißig Honigvorräte an. Für Imker:innen steht jetzt die letzte Honigernte des Jahres an. Doch wie produzieren die Bienen ihr süßes Gold eigentlich?

Von Nathalie Brand

Im Juli genießen die meisten Menschen sonnig-warme Sommertage und denken gar nicht an den Winter. Bei den Honigbienen und in der Natur sieht das anders aus.  Die Mittsommerwende gibt den Bienen bereits den Impuls, den Organismus auf Herbst und Winter einzustellen. Dazu wird der Wintervorrat an Honig weiter aufgestockt und die Königin fängt an, weniger Eier zu legen. Auch für Imker:innen laufen seit Ende Juni bereits die Vorbereitungen für die Überwinterung ihrer Bienen. Dazu gehört auch die letzte Honigernte des Jahres, die bei uns gewöhnlich Anfang Juli stattfindet.

Aktuell lockt der Duft der blühenden und süßlich riechenden Lindenbäume unsere Honigbienen besonders an. An einer Lindenblüte angekommen, leckt die Sammelbiene mit ihrer Zunge den Nektar vom Blütenboden auf. Jede Sammelbiene kann den Saft von bis zu einhundert Blüten in ihrem Magen, auch Honigblase genannt, aufnehmen. Zurück am Bienenstock warten bereits ihre Schwestern und nehmen den gesammelten Nektar am Flugloch in Empfang. Der Nektar wird nun von einer Stockbiene zur nächsten immer weitergegeben. Dieses Naturschauspiel bezeichnet Aurelias Imkermeister Thomas Radetzki gerne als „Bienenkuss“, denn die Bienen verschlingen sich dabei mit ihren Rüsseln wie bei einem Zungenkuss. Bei jedem Küssen und Weitergeben fügen die Bienen dem Nektar Drüsensekrete hinzu. Der Nektar wird auf diese Weise mit Eiweißen, Säuren und Enzymen angereichert und es wird ihm Wasser entzogen. So entsteht allmählich dickflüssiger Honig. Abschließend füllen die Bienen den fertigen Honig in leere Wabenzellen und verschließen sie mit einem Wachsdeckel.

Ein Teil des Honigs wird von den Imker:innen geerntet. Dafür nehmen sie zunächst behutsam die zu erntenden Waben aus dem Volk und entfernen die Wachsdeckel auf den Honigwaben mit einer speziellen Entdeckelungsgabel. Anschließend kommen die Waben in eine Honigschleuder, die wie eine Zentrifuge funktioniert und den Honig aus der Wabe herausschleudert. Jetzt muss der Honig nur noch durch ein Sieb gefiltert und in Gläser abgefüllt werden, bis er bereit für den Verkauf und Verzehr ist.

Honig bildet neben dem sogenannten Bienenbrot die einzige Nahrungsquelle der Bienen und liefert ihnen alle wichtigen Nährstoffe, um gut durch den Winter zu kommen. Da unsere Honigbienen gewöhnlich viel mehr Vorräte anlegen, als sie selbst benötigen, macht es ihnen auch nichts aus, wenn Imker:innen einen Teil des Honigs entnehmen. Verantwortungsvolle Imker:innen achten aber stets darauf, dass sie genug Honig übrig lassen und das Bienenvolk sich eigenständig versorgen kann. Das Zufüttern von Honigersatz sollte immer nur im Notfall erfolgen. Imker:innen, die sich wie wir bei der Aurelia Stiftung den Prinzipien einer wesensgemäßen Bienenhaltung verpflichtet fühlen, verzichten lieber auf einen maximalen Honigertrag und erfreuen sich dafür umso mehr an der Gesundheit und Vitalität ihrer Bienenvölker. ///

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