April 2018 Zeitschrift Info3

Intervall-Fasten ist gesund!

Intervallfasten ist gesund. © Info3 Verlag 2018
Intervallfasten ist gesund. © Info3 Verlag 2018

Intervall-Fasten: Das Ausmaß der durch falsche Ernährung verursachten Krankheiten und Todesfälle nimmt erschreckende Ausmaße an. Experimentieren Sie und probieren Sie es doch mal mit Essen im Rhythmus.

„Zucker ist heute gefährlicher als Schießpulver“, konstatiert der israelische Historiker Yuval Noah Harari in seinem Buch „Homo Deus“ nüchtern und nennt damit nur ein Nahrungsmittel von vielen, dessen Opfer in die Millionen gehen. Die Fakten sind alarmierend: Auf Grundlage des Jahres 2012 stellt der sich selbst vegan ernährende Wissenschaftler fest, dass von 56 Millionen Todesfällen weltweit 620.000 ursächlich auf menschliche Gewalt zurückzuführen waren (120.000 Kriegsopfer und 500.000 Opfer anderer Verbrechen). Im Vergleich dazu, so Harari, machen die Todesfälle durch Diabetes jedoch ein Vielfaches aus. Deren Zahl ist mehr als zwölfmal so hoch wie jene der Kriegsopfer: 1,5 Millionen Menschen starben 2012 an den Folgen dieser Zivilisationskrankheit.

Die tödliche Zuckerkrankheit ließe sich zu 90 Prozent durch geeignete Ernährung und andere Lebensstilmaßnahmen vermeiden – zu diesem Ergebnis kam der führende Ernährungswissenschaftler, Arzt und Harvard-Professor Walter C. Willett. In vergleichbaren Weise vermeidbar wären 80 Prozent der Fälle von KHK (einer oft tödlich verlaufenden Erkrankung der Herzkranzgefäße), 70 Prozent der Schlaganfälle und 70 Prozent der Erkrankungen an Dickdarmkrebs (alle Zahlen nach Willett in der Zeitschrift Science aus dem Jahr 2001).

Vermeidbares Leid

Die Ernährung ist heute eine führende Todesursache. Viel Leid, das mit chronischen Krankheiten und vorzeitigen Ableben verbunden ist, könnte somit verhindert werden. Eine wachsende Zahl von Menschen, und vermutlich auch viele unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sind sich dessen bewusst. Zugleich gibt es immer mehr Betroffene, die bei sich Nahrungsmittelunverträglichkeiten vermuten, häufig mit schwer zu fassenden Beschwerden wie Verdauungsstörungen, Hauterscheinungen und Erschöpfung. Dahinter steckt oft keine klassische Nahrungsmittelallergie, sondern die Ernährung als Ganze ist in eine Schieflage geraten und es werden beispielsweise zu viel Fleisch, zu viele Getreideprodukte, zu viel Zucker, zu viel Milch, zu wenig faserreiches Gemüse verzehrt, oder einfach zu viel, zu oft und zur falschen Zeit gegessen.

Immer mehr Menschen machen sich daher auf die Suche nach einer für sie passenden Diät im Sinne einer Ernährungs- und Lebensweise, die Zivilisations- und Alterskrankheiten vorbeugt und die gleichzeitig Lebensqualität, Wohlbefinden und Lebensfreude im Hier und Jetzt steigert. Diese Zeilen widme ich all jenen, die sich auf einen solchen Weg begeben haben und lege ihnen an Herz: Egal, was Sie tun, ob Sie auf vegetarisch/vegan, glutenarm, zuckerfrei – oder einfach nur auf vollwertig und „bio“ umstellen: experimentieren Sie weiter lassen Sie sich nicht beirren von dem Zynismus, der Ihnen in vielen Massenmedien und manchmal vielleicht auch im Freundes- und Bekanntenkreis entgegenschlägt, wo man spöttisch über den vermeintlichen Kult ums gesunde Essen herzieht und den angeblichen Totalitarismus seiner Jüngerinnen und Jünger anprangert – ein immer wieder beliebtes Thema bei Tisch, das meistens dann aufkommt, wenn Sie Ihre ersten Erfolge vorzuweisen haben, sei es, dass Sie abgenommen haben, oder ein Medikament absetzten konnten. Nicht selten steckt dahinter der pure Neid.

Wenn Sie also das nächste Mal auf einen Artikel oder eine Sendung stoßen, wo es um angebliche Fundamentalisten geht, die mit ihren „wahnwitzigen“ Ernährungstrends „Normalverbrauchern“ die „Freude am Essen verderben“ wollen und Ernährung gar als „Ersatzreligion“ betreiben, dann nehmen Sie das am besten gar nicht zur Kenntnis. Ich persönlich wäre froh, wenn die Menschen sich weniger mit ihrer angestammten Religion und mehr mit ihrer Ernährung beschäftigen würden, wenn sie dem Einkaufen, Zubereiten und Verzehren der Lebensmittel eine ähnliche große Bedeutung zumessen würden wie dem, was sie in Kirchen, Moscheen und an ähnliche Orte führt. Das muss nicht zwangsweise in Atheismus münden, denn Ernährung ist eine Form der Selbstfürsorge, die über uns selbst hinausweisen kann, wie das der Mystiker Angelus Silesius (1624-1677) einst feststellte: „Das Brot ernährt dich nicht: Was dich im Brote speist, ist Gottes ew’ges Wort, ist Leben und ist Geist.“

Intervalldiäten halten fit

Wie aber findet man die passende Diät? Rudolf Steiner hat die Ärzte dazu angehalten, den Patienten keine Diät vorzuschreiben, sondern sie anzuleiten, Eigeninitiative zu entwickeln und selbst herauszufinden, was ihnen gut tut. Denn „die vom Arzt vorgeschriebene, befolgte Diät“ würde zwar „zunächst nützen …, aber sie hat leider das Schädliche, dass sie mich im Alter leichter zur Vertrottelung …, dass sie zum Altersschwachsinn führt.“* Dass solche Eigenaktivitäten auch mit Abirrungen und Korrekturen einhergehen, gehört dazu. Letztlich ist das Gesundheitsstreben mittels Ernährung Teils eines lebenslangen Versuchs, das Verhältnis zwischen uns und der Welt immer wieder neu auszugleichen. Ein weiterer anthroposophischer Gesichtspunkt ist die Berücksichtigung von Rhythmen, welche ernährungsbedingte Schäden bereits im Entstehen heilen können. „Namentlich Essen und Trinken ist etwas, was uns fortwährend krank macht“, stellt Rudolf Steiner 1923 zutreffend fest und gibt sogleich einen Hinweis auf die ausgleichenden Heilungskräfte: „Wir heilen fortwährend unser Krankwerden von dem rhythmischen System aus.“* Eine besondere Aktualität hat dieses Zitat durch die wachsende Bedeutung von sogenannten Intervalldiäten, bei denen nicht im Mittelpunkt steht, was und wieviel gegessen wird, sondern der Rhythmus der Mahlzeiten. Konkret hält man zwischen den Mahlzeiten ausreichend lange Pausen ein, in denen lediglich kalorienfreie Getränke zugeführt werden. Vielfach bewährt sich die Empfehlung, die Nahrungsaufnahme auf zwei Mahlzeiten, die acht Stunden auseinanderliegen, zu beschränken, also beispielsweise um 8:00 Uhr und um 16:00 Uhr zu essen. Auf diese Weise sinkt nicht nur das Köpergewicht auf ein gesundes Maß, sondern auch Blutzucker, Leberverfettung und viele andere Parameter verbessern sich drastisch, bereits nach sechs Wochen. Es kommt also nicht nur darauf an, was man isst, und wieviel – sondern auch wann und wie oft. Auch für die Ernährung gilt also das bekannte Goethe-Wort aus dem Faust: „Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.“ ///

 

*Buchtipp: Rudolf Steiner, Stichwort Gesundheit, herausgegeben von Frank Meyer, Rudolf Steiner Verlag 2017, 85 Seiten, € 8.90

Über den Autor / die Autorin

Frank Meyer

Dr. med. Frank Meyer ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Akupunktur. Niedergelassen als Anthroposophischer Hausarzt in Nürnberg. Seminar- und Vortragstätigkeiten, Bücher und Artikel in Fach- und Publikumszeitschriften zu den Schwerpunkten Selbstregulation, Integrative Medizin und Naturheilverfahren.

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