Kultur-Impuls Philippinen

Biodynamische Landwirtschaft und Kultur auf den Philippinen

Koberwitz 1924 nennt sich eine Initiative auf den Philippinen. Die dort geborene Ärztin Grace Zozobrado und der aus Deutschland stammende Walter Siegfried Hahn arbeiten dort an nachhaltigen Lösungen für Ernährung, Gesundheit und Kultur. Ihr Jahresbrief enthält auch eine Bitte um Unterstützung, die wir gern weiterleiten.

Von Walter Siegfried Hahn

Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu, Advent und Weihnachten stehen vor der Tür und, falls es Euch und Ihnen möglich war, etwas an Spendengeldern für diese Zeit des Schenkens zu reservieren, möchten wir hiermit darum bitten, uns einen Teil davon für unsere Arbeit mit Koberwitz 1924 auf den Philippinen zukommen zu lassen. Warum das sinnvoll wäre, was es bewegen könnte, möge sich aus dem erschließen, was wir im Folgenden aus unserer Arbeit berichten. Die Konto-Nummern finden sich ganz am Ende dieses Schreibens.

Was wir tatsächlich mit Spendengeldern tun, lässt sich mit Sicherheit erst immer hinterher sagen, ganz im Sinne von Goethe: „Man versteht eigentlich nur das, was man tut.“ Mit Projekt-Anträgen tun wir uns schwer, weil sich die Gegebenheiten in diesem Lande und in dieser Zeit allzu schnell ändern und mit ihnen unsere Arbeit. Wir sind daher denjenigen dankbar, die im Vertrauen zu uns und dem, was wir bisher geleistet haben, auch daran glauben, dass wir in Zukunft sinnvolle Arbeit tun. 

Die Arbeitsgebiete und noch mehr die Arbeitsformen haben sich in Covid-Zeiten geändert, aber die Motive sind die gleichen geblieben: aus der Einsicht in die Notwendigkeiten der Zeit an einem neuralgischen Punkt der Erde etwas Substanzielles zur Entwicklung, zur Regeneration, zur Heilung von Mensch und Erde beizutragen: Connecting Man and the Cosmos – Healing the Earth. Was daraus entstehen kann, hatten wir vor bald einem Jahr in einem kleinen Video festgehalten. Falls es jemand noch nicht gesehen hat, hier ist es.

Kinder 

Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten ist auf den Philippinen im Prinzip seit dem 16. März nur digital bzw. über einen Einfluss auf die Eltern möglich. Mit wenigen Ausnahmen ist es diesen jungen Menschen seither verboten, das Haus (was zumeist bedeutet: die Hütte) zu verlassen, mit der Begründung, sie damit vor einer Ansteckung mit Covid zu schützen bzw. ältere Menschen vor einer Ansteckung durch Kinder zu bewahren. In einem Land, in dem bald 40 Prozent der Bevölkerung minderjährig und die Straßen immer voll mit Kindern und Jugendlichen sind, ist die junge

Generation seit anderthalb Jahren nicht mehr präsent. Das Schicksal der jungen Menschen findet in der öffentlichen Diskussion kaum Raum. Seit Oktober 2020 gibt es theoretisch digitalen Unterricht mit Modulen, der aber nur für einen geringen Bruchteil der Schüler etwas bringt – ein Drittel aller Kinder sind erst gar nicht dafür angemeldet. Wir konnten einigen Elterngruppen und Schulen helfen, illegalerweise Präsenzunterricht und echte Begegnungen von Mensch zu Mensch ermöglichen. Es handelt sich aber ganz sicher um absolute Ausnahmen und wir dürfen darauf hinweisen, dass davon überhaupt keine Erkrankungen ausgegangen sind. Im Gegenteil erleben wir einen normalen menschlichen Kontakt als gesundheits-förderlich. Im Großen und Ganzen sind Kinder und Jugendliche – übrigens genauso wie Menschen über 60 bzw. 65 Jahren – angehalten, das Haus nicht zu verlassen und dementsprechend Radio, Fernsehen und dem Internet ausgesetzt. Zigtausende Menschen werden wöchentlich verwarnt oder mit Geld- oder Sozialarbeits-Strafen belegt, wenn sie auf der Straße angetroffen werden. Wir haben verschiedenste Initiativen für das Wohl der Kinder ergriffen, sei es durch geplante Seminare mit dem Amt für Erziehungswesen – die dann aber kurzfristig abgesagt wurden. Sei es durch Gespräche mit Entscheidern auf verschiedenen Ebenen. Sei es durch direkte Ansprache, Zoom-Seminare oder Videos für Eltern oder Lehrer. Sei es durch Ermöglichen von Spielraum oder Spielzeug für einzelne Kinder. Sei es durch die Erklärung gegen Impfzwang für Kinder, die hoffentlich viele Unterstützer gerade unter den Eltern finden wird. Trotz dieser und anderer Versuche und Initiativen bleibt das Gefühl, man habe nicht genug getan für die Kinder.

Erwachsene

Auch Veranstaltungen mit Erwachsenen waren in diesem Jahr nur in beschränktem Masse möglich. Besonderen Erfolg hatten die „Farm Talks“, zu denen Grace biologische Gärtner und Landwirte, aber auch Konsumenten und Geschäftsleute einlädt, letztlich mit dem Ziel, auf eine Umstellung der ganzen Provinz auf biologischen Landbau hinzuwirken. Auch einige Workshops zum biologisch-dynamischen Landbau konnten stattfinden. 

Heilkunde

Wir konnten zweimal bei einer Öffentlichen Anhörung mitwirken, die zu einer offiziellen Anerkennung der Anthroposophischen Medizin auf den Philippinen geführt hat. Daneben wurde in dieser Woche ein 43-seitiger Home care guide vorgestellt, den Grace mit Kolleginnen erstellt hat. Dieser Führer gibt umfassende Darstellungen, wie Infektionen und speziell Covid-Erkrankungen im Anfangsstadium ganzheitlich und mit leicht erreichbaren und erschwinglichen Mitteln behandelt werden können und basiert auf inzwischen anderthalb Jahren Erfahrungen. 

Land

Die so lange Trockenzeit in den Jahren 2017 bis 2020 steckt uns immer noch als Schock in den Knochen, doch hat es nun seit Mai 2020 mehr oder weniger ständig mehr als genug Regen gegeben. Das haben wir weidlich ausgenutzt, haben weiter gepflanzt und beobachten mit großer Freude, wie sich alles entwickelt. Wie meist kamen die Regenfälle sehr ungleich verteilt. Im Oktober hatten wir satte 398mm Regen, wovon aber 250mm auf nur drei Tage entfielen. Solche Starkregen führen regelmäßig zu Überschwemmungen, zur Erosion von Mutterböden und zur Vernichtung von Ernten. Dass sich zumindest große Schäden aber relativ leicht verhindern lassen, können wir inzwischen beweisen mit den Maßnahmen, die wir in wenigen Jahren realisiert haben. Dazu gehört vor allem die Bedeckung des Bodens mit einer grünen Pflanzendecke sowie Konturpflanzungen. Allen, die an der Erhaltung oder Regeneration des Mutterbodens Interesse haben, können wir heute Musterbeispiele in verschiedenen Lagen vorstellen, wie das zu machen ist. 

Saatgut

Die Wichtigkeit des Saatguts wird immer noch massiv unterschätzt. Wem gehört es, darf es in den Händen von wenigen global players sein oder muss es wenigstens teilweise als Kulturgut auch Allgemeingut sein? Wie gefährlich sind gen-manipulierte Pflanzen? Die Züchtungen der global players machen oft eine intensive Düngung und Pestizid-Einsatz nötig, die auf dem Abbau von Rohstoffen beruhen. Wir freuen uns, dass es inzwischen auf zwei weiteren Inseln erfolgreiche Saatgut-Initiativen gibt, die jedoch eher auf „Seedsaving“ beschränkt sind, also dem Sammeln von Samen der gängigen Kulturpflanzen. Wir selbst arbeiten, wenn auch auf kleinster Flamme und mit wenig Ressourcen, auf folgenden Gebieten:

  • Akklimatisierung von biologisch-dynamischen gezüchteten oder gepflegten Sorten. Dazu gehören auch die Ansiedlung der Präparatepflanzen, die mit Ausnahme des Baldrians bisher gut läuft. 
  • Saatgut-Erhaltung von indigenen Sorten, vor allem von Nahrungspflanzen – diese sind oft nahrhafter, vor allem aber leichter anzubauen und resistenter als die „westlichen“ Kulturpflanzen.
  • Aus den o.g. Pflanzen heraus erste Versuche der Züchtung lokaler Nutzpflanzen.
  • Vermehrung von mehrjährigen Nahrungs- und Heilpflanzen.
  • Unsere Saatgutarbeit hat verschiedene Ziele: Bildungsarbeit – wie Saatgut gewinnen und pflegen. Saatgut in die Hände der Menschen bringen. Gesunde Pflanzen – gesunde Menschen. Diversität. Bodenregeneration und Schutz gegen Erosion. Optimale Nutzung der extremen Wetterverhältnisse. 

Präparate

Mit Unterstützung durch Materialien aus Deutschland und Indien konnten wir im Laufe der vergangenen zwölf

Monate alle neun klassischen Präparate der biodynamischen Landwirtschaft sowie das sogenannte Fladenpräparat selbst herstellen – offensichtlich ein Novum für die Philippinen. In bescheidenstem Umfang gibt es auch Abnehmer für diese Präparate. Diese Abnehmer meldeten sich nach einer zoom-Konferenz, in der wir über die Bedeutung und Wirkung der Präparate-Arbeit gesprochen haben.

Encounter with Plants

Im Sommer 2020 gründeten wir eine Forschungsgruppe zum Potential von einheimischen Pflanzen für die Heilung von Mensch und Erde auf der Grundlage von Goethes Pflanzenbeobachtung. Einen kleinen Bericht dazu gibt es im Goetheanum Weltweit Oktober 2021. Alle zwei Wochen treffen sich zumeist Ärztinnen, aber auch Landwirte und eine Pharmazeutin und tauschen sich über ihre zwischenzeitlich gemachten Beobachtungen an bis dato acht Pflanzen aus. Momentan sind wir an der Überprüfung der Ergebnisse durch Anwendung. Wir konnten zum Beispiel eine erstaunliche Wirkung von Lagundi (Vitex Negundo) bei der Behandlung der Covid-Erkrankung dokumentieren. Lagundi-Blätter sind ein bekanntes und vom Gesundheitsministerium anerkanntes Hustenmittel. Nach unserer Forschung verwenden wir jedoch die ganze Pflanze. Der Lagundi-Strauch wächst da oder dort wild. Auf unseren eigenen Flächen haben wir mehrere Hundert Pflanzen innerhalb von Hecken und Konturlinien gepflanzt.  

Seelenkalender

Zum 160. Geburtstag von Rudolf Steiner am 27. Februar hatten wir zu einer zoom-Konferenz eingeladen. Wir stellten dabei den Seelenkalender vor, den Grace und ein weiteres Vereinsmitglied in vierzehn-jähriger Arbeit gewissenhaft aus dem Deutschen ins Tagalog übersetzt hatten. Es ist die erste Übersetzung eines Werkes von Rudolf Steiner in eine philippinische Sprache überhaupt. Inzwischen konnten wir von dem Kalender 250 Stück verkaufen und damit die Herstellungskosten bezahlen. 

Zusammenfassend können wir für das zu Ende gehende Jahr sagen: weniger Arbeit mit Menschen in persönlichem Kontakt, weniger Reisen, aber viel mehr Menschen erreicht und an viel mehr Orten. Und das betrifft auch die Arbeit außerhalb von Koberwitz 1924 und den Philippinen. So durften wir der Eröffnung des von mir gestalteten und begleiteten www.sinnespfad.ch beiwohnen. Wir konnten zwei weitere Erfahrungsfelder in China eröffnen – während die Planungs- und Implementations-Arbeit in Zusammenarbeit mit einem Team vor Ort läuft, laufen die Ausbildungen und weiteren Kurse in China als Hybride zwischen online-Beiträgen von mir und Übungen vor Ort durch Kollegen. Ich konnte helfen, die Arbeit des World Goetheanum Association in Asien voran zu bringen. Und Grace und ich waren auf verschiedenen Plattformen in verschiedenen Zusammenhängen und mit verschiedensten Beiträgen digital auf den Philippinen und anderswo vertreten.

Bildekraft-Geschenke

Wer noch ein passendes Weihnachtsgeschenk sucht, findet vielleicht hier etwas, wo durch die Zusammenarbeit mit einem Freund „Erbauliches für Herz, Hirn und Hände“ aus unserer Arbeit erhältlich ist.  

Mit herzlichen Grüßen aus Puerto Princesa, Palawan, Walter Siegfried Hahn und Grace Zozobrado-Hahn. Der Autor ist Gestalter von Erfahrungsfeldern zur Entfaltung der Sinne, biologisch-dynamischer Gärtner und Berater, seit 1999 Beiträge schreibt er immer wieder für info3. Kontakt:  www.waltersiegfriedhahn.de 

Spenden können auf folgende Konten überwiesen werden: 

Deutschland: Zukunftsstiftung Entwicklung bei der GLS-Treuhand e.V., GLS Gemeinschaftsbank eG Bochum

IBAN:  DE05 430 609 67 0012 33 00 10, BIC:  GENODEM1GLS

Verwendungszweck:  Koberwitz-Palawan

(Wir bitten, uns parallel zur Spende zu informieren, damit wir diese zuordnen können)

Schweiz: Acacia-Verein, Basel, Freie Gemeinschaftsbank, Basel

IBAN: CH93 0839 2000 0040 0800 6, BIC: FRGGCHB1

Projektvermerk: Kulturimpuls Philippinen

Oder direkt auf die Philippinen (allerdings in Europa nicht steuer-relevant), am besten über https://transferwise.com, weil dies wenig Gebühren kostet: 

Account Name Koberwitz 1924 Inc.

Account Number 130-3-13024518-9 bei Metropolitan Bank and Trust Co.

Rizal Avenue, Puerto Princesa City, BIC (Swift) MBTCPHMMXXX

(Hier ist es der Bank nicht möglich, uns den Auftraggeber einer Überweisung mitzuteilen. Bei einer Überweisung bitten wir entsprechend, uns parallel darüber zu informieren).

Über den Autor / die Autorin

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