Anthroposophie soll Kulturimpuls werden!

Foto: Frank Schubert/Info3

Ramon Brüll zum 70. Geburtstag

Am 4. März 1951 erblickte Ramon Brüll in Amsterdam als Kind einer anthroposophischen Familie das Licht der Welt. Kaum geboren, war er bereits Anthroposoph in der dritten Generation. Nach dem Besuch der Waldorfschule gründete er 1976 zusammen mit Freunden info3 – damals noch ein unscheinbares Blatt, das als Informationsorgan für die Dreigliederungsbewegung gedacht war und so zu seinem Namen kam. In den 1980er und 1990er Jahren trug es, inzwischen nach Deutschland übergesiedelt und an Abonnent*innen gewachsen, unter Ramons Einfluss maßgeblich dazu bei, die Öffnung der Anthroposophie voranzubringen. Info3 wurde zu einem kritischen Stachel in der oft etwas behäbigen anthroposophischen Szene – und dem streitbaren Blattmacher galt dabei kein Tabu als heilig.Die Zeitschrift entwickelte sich langsam zu einer Institution, die ihren Rückhalt jedoch nie in Vereinsstrukturen oder institutioneller Finanzierung hatte, sondern immer nur im freien Unternehmertum. Aus dem bescheidenen Blatt wurde so im Laufe vieler Jahre ein Beitrag für das, was sich Ramon für die Anthroposophie insgesamt immer gewünscht hat: Kulturfaktor zu werden, öffentlich zugänglich, transparent und verständlich. Weil der Name info3 heute für diese Qualität steht, darf man mit Fug und Recht schon jetzt von einem gelungenen Lebenswerk sprechen.

Schon lange hat sich Ramon aus der Redaktion zurückgezogen und auch als Geschäftsführer von Zeitschrift und Verlag konnte er dank kollegialer Unterstützung sein Stundenpensum etwas reduzieren. Dennoch ist er nicht nur im Unternehmen nach wie vor äußerst präsent, sondern mit seinem Einsatz und seiner Fantasie auch weiterhin unverzichtbar. Insbesondere gilt das für den Buchbereich, wo er sich mit viel Kompetenz und Liebe zur Sache dem Programm und der Herstellung einzelner Titel widmet.

Ramon hat dabei im Unternehmen eine neue Rolle vom „Macher“ zum kollegial Mitwirkenden und zurückhaltenden Ratgeber gefunden, der nicht mehr um jede Entscheidung kämpft, sondern mit seiner Erfahrung und seinem Können den Prozess des Ganzen unterstützen möchte. Häufig ist von ihm der Satz zu hören: „Was ich zu dieser Frage meine ist nicht wesentlich, weil für die Zukunft des Verlags jetzt andere verantwortlich sind.“ Aus dem Munde eines noch im Unternehmens präsenten Gründers ist eine solche Aussage selten – und umso bewundernswerter. Ich persönlich wünsche mir als Kollege und Freund noch viele gemeinsame Schaffensjahre!

Über den Autor / die Autorin

Jens Heisterkamp

Jens Heisterkamp, geboren 1958 in Duisburg, wuchs im Ruhrgebiet auf. Er studierte an der Ruhruniversität Bochum Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie und wurde 1988 zum Dr. phil. promoviert. Nach der Begegnung mit der Anthroposophie lernte er während seines Zivildienstes die Heilpädagogik kennen und arbeitete als Dozent in der Erwachsenenbildung, kurzzeitig auch als Waldorflehrer, dann als Herausgeber und Autor. Seit 1995 ist er verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift info3 sowie Verleger und Gesellschafter im Info3 Verlag in Frankfurt am Main. Seine Themen sind Dialoge in Religion, Philosophie und Spiritualität, Offene Gesellschaft, Ethik.